Quantcast
Channel: Allgemein – Laufen in Hannover » Laufblog der HAZ
Viewing all articles
Browse latest Browse all 63

Lesenswertes für Läufer (2)

$
0
0

Spaß schlägt Ehrgeiz

Nun ist nicht unbedingt gesagt, dass die Marathonrennen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro für einen Laufboom hierzulande sorgen. Auch wenn sich Anja Scherl, Philipp Pflieger und Julian Flügel ihren Möglichkeiten entsprechend ordentlich aus der Affäre gezogen haben, laufen die Deutschen auch in dieser Disziplin international der Spitze kilometerweit hinterher. Doch sind Medaillen alles? Zählt nicht etwas anderes, wenn man sich dazu durchringt, die Laufschuhe überhaupt einmal anzuziehen, um sich in diesem Metier zu versuchen? Und das ohne falschen Ehrgeiz, ohne überzogene Ziele – die 42,195 Kilometer nicht mal im Hinterkopf.

Wie es damit klappen kann, das zeigen Ingo Froböse und Ulrike Schöber in ihrem „Volkslaufbuch“ auf. „Gesünder, schlanker, besser drauf“ lautet der Untertitel dieser Ode an das Joggen. Es locker und mit Lust und Freude anzugehen, das ist die Botschaft, die beide vermitteln möchten. Sie zu verinnerlichen dürfte, nebenbei gesagt, auch manch ambitioniertem Hobbysportler nicht zum Nachteil gereichen. Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln mit den Fachgebieten Prävention und Rehabilitaion, bringt dabei seine besondere fachliche Sicht der Dinge ein. Und nicht nur das: Einst ein erfolgreicher Sprinter waren ihm Distanzen über 400 Meter hinaus lange Zeit ein Graus. Jetzt ist er vier-, fünfmal in der Woche jeweils eine Stunde unterwegs, „ohne Ambitionen und Leistungsgedanken“, wie er herausstellt. „Ich habe keine Ziele, außer dass es mir besser geht.“

Volkslaufbuch von Prof Dr Ingo Froboese

Wie andere dies Schritt für Schritt nachvollziehen können, ohne sich zu übernehmen, haben Froböse und Schöber in ihrem Buch dargelegt. Der Bogen spannt sich von der richtigen Ausrüstung über Lauftechniken und Trainingsmethoden bis zu regenerativen Aspekten und dem häufig immer noch unterschätzten Dehnen vor und nach dem Laufen. Es liegt auf der Hand, dass einem dieses und jenes durchaus bekannt vorkommt. Speziell für Einsteiger ist das „Volkslaufbuch“ jedoch ein Kompendium voller neuer Erkenntnisse, das immer wieder in die Hand genommen werden sollte.

Ingo Froböse, Ulrike Schöber: „Volkslaufbuch – Gesünder, schlanker, besser drauf“, Südwest Verlag, 208 Seiten, 19,99 Euro.

Mit dem speziellen Blick

Es gibt Bücher, mit denen man schneller durch ist. In dem konkreten Fall hat es nichts damit zu tun hat, dass hier die Bilder fehlen. Statt von Seite zu Seite ans Ziel zu sprinten ist Ausdauer im Kopf gefragt, wie schon der Titel erahnen lässt. Unter dem Motto „Die Philosophie des Laufens“ haben Michael W. Austin und Peter Reichenbach als Herausgeber 16 Beiträge amerikanischer und deutscher Autoren vereint, die sich einem Thema widmen: dem Zusammenspiel von Geist und Körper, wenn der Mensch ein Bein vors andere setzt und dabei den Gehmodus verlässt. Es ist aufgrund des akademischen Grundtenors keine ganz einfache Lektüre. Mitunter müht man sich beim Lesen wie bei einem Marathon, doch am Ende obsiegt die Leichtigkeit der gewonnenen Erkenntnis. Das besonders Schöne: Hier und da findet man sich bestätigt in seinen eigenen Erfahrungen und Sichtweisen.

imageEtwa im Kapitel aus der Feder von Raymond J. Vanarragon, der sich des vermeintlichen Gegensatzes annimmt, der Läufer und Jogger trennt. Der Universitätsprofessor aus Minnesota hat seine Sicht der Dinge, die durchaus mehrheitsfähig ist: Der Jogger läuft, um etwas für seine Fitness zu tun; für den Läufer hingegen ist der Wettkampf die wichtigste Motivation. „Er läuft, um zu gewinnen, um schneller oder besser zu sein als vorher.“ Beides kommt einem bekannt vor, bei Vanarragon, der daraus diverse Schlussfolgerungen zieht, liest es aber keineswegs als alte Leier. So litten Läufer oft daran, ihren aktuellen Leistungsstand mit dem vor zehn oder 20 Jahren zu vergleichen – das Resultat sei häufig permanente Unzufriedenheit und „Ungenießbarkeit“. Oder aber übertriebenes Training, sodass Sport zur „ungesunden Obsession“ und zur „Quelle von Frustration und Enttäuschung“ werde. Wohl dem, der das noch nie erlebt hat!
Michael W. Austin/Peter Reichenbach (Hg.): „Die Philosophie des Laufens“, Mairisch Verlag, 198 Seiten, 18,90 Euro.

Häppchenweise ans Ziel

Lange nichts gelesen von Sonja von Opel? Stimmt nicht: Die 40-Jährige hat seit 2013 fünf Bücher zum Thema Laufen herausgebracht und jetzt nachgelegt. Und zwar auf die für sie andere Art: In „101 Dinge, die ein Läufer wissen muss“ gibt es Wissenswertes zum Volkssport Nummer 1 häppchenweise in alphabetischer Anordnung. Der Bogen spannt sich von A wie „Abnehmen“ bis Z wie „Zwiebelprinzip“. Die Aurorin, die selbst eine durchaus erfolgreichreiche Marathonläuferin ist und auch Laufcamps organisiert, will den Leser auf diese Weise befähigen, „seinen Sport mit Sinn und Verstand ausüben zu können“. Und das nicht auf die ganz bierernste Art.

9783734306983_1450260826000_xxl

Siehe Kapitel 39, das mit „Jogger“ überschrieben ist – ein Thema, das auch schon in beiden vorausgehenden Rezensionen eine Rolle spielte. „Jogger tragen beim Sport Baumwollkleidung und begeben sich im Schnitt einmal im Monat im gemütlichen Laufschritt durch den Stadtpark.“ Und dies „ausnahmslos bei Sonnenschein“, heißt es unter anderem. „Läufer tragen Splitshorts und federleichte Laufschuhe, und das bei jedem Wetter. Sie lassen niemals ein Training ausfallen.“ Noch Fragen? Antworten gibt es auf Seite 61. Und nicht nur dort.
Sonja von Opel: „101 Dinge, die ein Läufer wissen muss“, Bruckmann Verlag, 192 Seiten, 14,99 Euro.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 63