Ohne Nacht- und-Nebel-Aktion läuft auch dieses Mal nichts. Was dabei herausgekommen ist, wird am 31. März in aller Herrgottsfrühe auf 42 Kilometer Länge zu sehen sein. Dann ist sie auf Pflaster und Asphalt gemalt – die blaue Linie, der ideale Wegweiser für Tausende von Läufern beim 26. Hannover-Marathon. Wer sich danach richtet, der legt mit großer Garantie keinen Meter zu viel zurück. Wichtig ist das speziell für diejenigen, die beim Laufen ihre Uhr am Handgelenk im Blick haben und eine neue Bestzeit anstreben. Da gilt es nichts zu verschenken, jede Sekunde kann am Ende wichtig sein.
Die Malaktion, die am 30. März nach dem Dunkelwerden gegen 22 Uhr am Neuen Rathaus startet und rund fünf Stunden dauern wird, rückt ein Ereignis in den Fokus, das in Hannover durchaus für kontroverse Meinungen sorgt. Die einen können den 10. April kaum erwarten, weil sie dann beim größten Breitensportereignis in Niedersachsen aktiv dabei sein werden. Die anderen, erklärtermaßen dem Laufen weniger zugewandt, schimpfen alle Jahre wieder über Beeinträchtigungen, weil Straßen eine Zeit lang gesperrt oder die Straßenbahnen voller sind als an anderen Sonntagen. Doch würde nicht etwas fehlen, wenn Hannover eine marathonfreie Zone wäre? Die Stadt hat es schon schwer genug, dem vor Jahrzehnten selbst erklärten Anspruch einer Sportstadt gerecht zu werden, was nicht allein mit den derzeit gebeutelten 96-Bundesligafußballern zu tun hat.
Gut, dass das Marathon-Wochenende derart mobil macht, dass bei den Anmeldungen erneut die 20 000er-Marke genommen werden könnte. Beim Kinderlauf, dem sportlichen Farbtupfer am Sonnabend, werden die Startplätze bereits knapp. Sich sputen ist auch bei den Großen angesagt. Etwa bei den Handballern der TSV Hannover-Burgdorf, die sich beim Marathon-Staffelwettbewerb zurückmelden und für die es in der Bundesliga ausgesprochen gut läuft. Linksaußen Lars Lehnhoff hat für das „Recken“-Sextett bereits eine Zeit „unter 3:30 Stunden“ als Ziel ausgegeben; jetzt muss noch die Bestbesetzung gefunden werden.
Deutlich schneller wollen es andere hannoversche Sportler angehen lassen. Die erste Staffel von Hannover Athletics als Titelverteidiger will nach nicht einmal 2:15 Stunden im Ziel sein. Und das ohne Vereinschef Markus Pingpank, der sein eigenes Ding plant: eine Zweierstaffel zusammen mit dem früheren 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann. Im Gegensatz zu kürzeren Distanzen haben beide beim Marathon nie wirklich etwas reißen können – jetzt machen sie halbe-halbe, und das mit ordentlichen Erfolgsaussichten. Um die 2:28 Stunden dürfte die Uhr am Friedrichswall für die beiden Senioren anzeigen; Baumann könnte so zusammen mit Anna Hahner über den Zielstrich laufen, der Favoritin im Frauenwettbewerb.
Und auch das gibt es nicht alle Tage: ein Ironman-Sieger als Begleitläufer über die 42 Kilometer. Jan Raphael, Profitriathlet aus Hemmingen, wird am 10. April – ausgerüstet mit einem großen gelben Luftballon – auf Kurs 2:59 Stunden gehen. Für ihn ist das eher ein Trainingslauf; die Gruppe um ihn herum, die schon jetzt viel Zuspruch hat, wird sich dafür ins Zeug legen müssen. „Relativ entspannt“ dürfte das für ihn werden, sagt Raphael vor seinem ersten Marathon ohne Ironman-Startnummer. Am 10. April weiß auch er, wie es ist, immer der blauen Linie zu folgen.